Sommerinterview Teil 2

„Die Glocke“: Den Antrag auf Blühflächen in der Stadt hat die CDU-Fraktion im Rat durchbekommen, mit der Forderung nach einer kostenlosen Nutzung des Nahverkehrs für Jugendliche ist sie gescheitert. Wie fällt die Bilanz der CDU zehn Monate nach der Wahl aus?
Aufderheide: Wir haben immer viele Ideen. Einige kommen in der demokratischen Debatte durch, andere nicht. Mit den Blühflächen sind wir durchgekommen. Wir haben sie so bekommen, wie wir sie wollten. Wir wollten nicht eine Fläche irgendwo, sondern möglichst verteilt im Stadtgebiet. Im Nachklang haben wir so auch eine Verbindung zwischen Landwirtschaft, die bereits auf ihren Flächen Blühstreifen und dadurch auf Ertrag verzichten, sowie jene in der Stadt angelegt haben, und Verwaltung geschaffen. Hut ab. Wir haben die beste Landwirtschaft der Welt.
„Die Glocke“: Sie wollen mehr praktizierten Klimaschutz. Die Blühflächen sind dafür ein Beispiel. Bis 2025 will die Stadt im Stromsektor klimaneutral sein. Blühflächen werden da nicht reichen. CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet sagte jetzt im ARD-Interview: „Politik muss verlässlich sein.“ Kann man sich drauf verlassen, dass die Stadt ihr Ziel erreicht?
Aufderheide: Ich werfe die Flinte nicht so schnell ins Korn. Ich glaube, wir sind jetzt auf einem guten Weg bei der Windkraft. Mit den geplanten fünf großen Anlagen in Enniger und Westkirchen kann die Stadt bereits mit regenerativer Energie versorgt werden – ausgenommen die Industrie. Wir gehen davon aus, dass sich 2025 die Räder drehen. Dazu kommt dann noch Ostenfelde.
„Die Glocke“: Über den Ausbau der Windkraft im Stadtgebiet wurde intensiv gestritten. Sie sagten unter andrem, „egal wie wir entscheiden, eine Seite wird unzufrieden sein“. Nun entscheidet der Kreis, ob eine Anlage genehmigt wird oder nicht. Sind Sie insgeheim froh, dass die Verantwortung nun woanders liegt?
Aufderheide: Wir haben 32 Ratsmitglieder. Ich habe meine Meinung, die anderen haben ihre Meinung. Wir haben abgestimmt, nun entscheidet der Kreis. Man kann es als Politiker nicht allen recht machen. Thomas Trampe-Brinkmann (SPD) hat kürzlich im Sommer-Interview süffisant gesagt: „Wir haben nicht einstimmig abgestimmt.“ Das ist gut so. Wir leben in einer Demokratie, es sind unterschiedliche Blickwinkel zu betrachten, und es müssen zwingend unterschiedliche Meinungen zulässig sein. Beim Ausbau der Windkraft ging es vor allem um rechtliche Unsicherheiten. Ob wir nach Paragraf 35 oder über die Ausweisung von Windzonen planen: Der Zeitablauf hätte meiner Meinung nach, keinen großen Unterschied gemacht.